Ich schreibe die Zeilen auf dem Flug nach Edinburgh für einen Städtetrip mit der Familie. Und während ich da so am Flughafen sitze bzw. jetzt im Flugzeug, fällt mir auf, dass Reisen etwas sehr achtsames und gleichzeitig emotionales sein kann. Oder nicht?
Zwischen Schlangestehen und der Ruhe der Ferien
Wenn ihr ein wenig so seid wie ich, dann ist Reisen nicht immer achtsam. Häufig war Reisen bei mir geprägt von Hektik, Stress und der Angst, etwas könnte schief gehen. Falsches Gate, verspäteter Flug, verpasster Anschluss oder sonstige Katastrophen, die den Urlaub schon zu Beginn prägen könnten. Häufig war ich selbst auch in dieser Spirale gefangen, es muss alles „smooth“ laufen. Ich habe mich dieses Mal dazu entschieden bewusst etwas Tempo herauszunehmen und einen anderen Blick auf das Reisen zu versuchen – einen achtsameren Blick.
Wir haben beim Reisen so viele Eindrücke, die uns immer wieder in den aktuellen Moment zurückholen können. Ob das nun auf dem Flughafen ist, wo wir im aktuellen Moment präsent sein können, auch wenn es nur der schnelle „Bodycheck“ vor dem Sicherheitstcheck ist, in welchem wir uns dessen bewusst werden, was wir an uns und in unseren Taschen tragen.
Reisen heisst häufig auch Schlangestehen. Ob am Sicherheitscheck, beim Essenholen oder beim Gate. All diese Momente können wir nutzen, uns selbst bewusst zu werden. Wo bin ich, wer bin ich, was fühle ich gerade und was ist jetzt gerade wichtig?
Wichtig sind beim Reisen komplett andere Dinge als im Alltag. Die E-Mails, der Schreibtisch und die Deadlines sind uns, hoffentlich, am Flughafen egal. Beim Reisen ist uns eher wichtig, was uns im Moment gut tut, denn das ist ja meist der Kern unserer Ferien: Geniessen und Ausbrechen aus dem Autopilot des Alltags.
Möchte ich mir einen Kaffee gönnen und die Romantik des Reisenden geniessen, indem ich auf die Start- und Landebahn blicke? Möchte ich den Duty-Free-Versuchungen verfallen und mir, ganz bewusst, einen neuen Duft gönnen?
Musik als Katalysator
Bei mir persönlich spielt auch Musik eine grosse Rolle beim Reisen. Ich habe eine Reiseplaylist, die „Airlebnis“ heisst und mir genau das bringen soll, was der Name verspricht. Die Playlist besteht seit ca. 10 Jahren und ist seitdem kaum verändert worden. Die dort enthaltene Musik bringt mich sofort in eine Ferienstimmung. Sie beeinflusst also meine Emotionen eindeutig in eine positive Richtung und stimmt mich auf Ferien, Freizeit und neue „Airlebnisse“ ein. Ich denke, jeder hat seine persönlichen Reise-Rituale, die auf Ferien, Freizeit und neue Erfahrungen einstimmen. Und diese sind wichtig. Sie lassen den Alltag bewusst verblassen und helfen uns dabei, ein neues Mindset aufzubauen. Was sind deine Reise-Rituale?
Aber wie so oft, kommt es anders als man denkt…
Wieder zurück in der Heimat muss ich sagen, dass die Rückreise anders achtsam als die Hinreise war. Der Anschlussflug wurde verpasst, trotz dessen, dass der Pilot versichert hatte, alle Anschlüsse werden erreicht. Und der umgebuchte neue Flug hatte eine Stunde Verspätung, weil er auf einen Anschlussflug gewartet hatte. Ironie des Schicksals. Im Nachhinein war aber auch diese Situation auf eine bestimmte Weise achtsam. Ich hatte meine Emotionen in dieser Situation sehr achtsam wahrgenommen, hauptsächlich Wut, Ärger und Enttäuschung. Und ich hatte mich diesen bewusst hingegeben. Auch das ist wichtig: Ab und zu bewusst Emotionen zulassen. Mir war dabei sehr wohl bewusst, dass die Emotionen stellenweise nicht unbedingt angebracht waren, jedoch tat es gut sich diesen für einen gewissen Zeitraum hinzugeben.
Wieder zuhause in der Schweiz angekommen war dann aber auch wieder aller Groll verflogen, und es blieben die positiven und schönen Erlebnisse des Städtetrips. Eigentlich war der Groll schon auf dem Heimweg fast verschwunden.
Reisen ist eben immer ein „Airlebnis“…
Hast du auch schon ähnliches erlebt? Wie gehst du mit solchen Situationen um? Kennst du es, dass du dich bewusst bestimmten Emotionen hingibst?